Interview mit Dr. Hannes Zipse, Verkaufsleiter Deutschland
1. Euchner hat eine neue Zuhaltung vorgestellt. Welche Zielgruppe sprechen Sie damit an?
Der CTM ist aktuell eine der kleinsten transpondercodierten Zuhaltungen am Markt. Bei der Entwicklung des Zuhalteschalters standen besonders die Anforderungen der Verpackungsmaschinenhersteller im Fokus. Wir sprechen daher vor allem Hersteller von Maschinen zum Verpacken und Verarbeiten von Nahrungsmittel an. Seine Eigenschaften machen den Schalter aber auch für andere Branchen attraktiv. Im Prinzip kann er überall zum Einsatz kommen, wo kleine und leichte Türen und Klappen abgesichert werden müssen.
2. Wie kam es zu der Entwicklung der neuen Zuhaltung?
Wir stehen im engen Austausch mit unseren Kunden. In Gesprächen hat sich gezeigt, dass es vor allem im Bereich des Verpackungsmaschinenbaus Bedarf an einer kompakten Zuhaltung für den Prozess- und Personenschutz gibt. Daraus entstand die Entscheidung, eine geeignete Sicherheitszuhaltung zu entwickeln, die die in der Verpackungsbranche überwiegend eingesetzten berührungslosen Schalter zur sicheren Türerkennung ergänzt. Im Dialog mit verschiedenen Maschinenherstellern haben wir dann die relevanten, technischen Wunschfeatures definiert und den neuen Schalter konsequent auf dieser Basis entwickelt.
3. Welche besonderen Anforderungen an Safety mussten für die Verpackungsbranche berücksichtigt werden?
Maschinen zum Verpacken und zur Verarbeitung von Lebensmitteln stellen nicht nur technische Anforderungen bzgl. Reinigbarkeit, chemischer Widerstandsfähigkeit und Safety-Aspekten – besonders wichtig ist auch das Design der Maschine. Im Verpackungsmaschinenbau wird viel Edelstahl und Glas oder Makrolon eingesetzt. Man legt dabei Wert auf eine ansprechende Optik der Maschine. Anbauteile können da störend wirken. Der CTM hilft den Konstrukteuren durch seine kleine Bauform. Er lässt sich unauffällig in der Ecke eines Türrahmens verbauen oder verschwindet sogar ganz im Rahmen, wenn er seitlich ins Profil geschoben wird und nur die Öffnung für den Betätiger und die Status-LEDs im Holm sichtbar sind. Der Betätiger ist besonders klein und beugt durch seine Kugelform Verletzungen vor. Näher dran am „unsichtbaren Sicherheitsschalter“ waren wir noch nie!
4. Verpackungsmaschinen kommen häufig in Umgebungen zum Einsatz, in denen strenge Hygienevorschriften gelten. Inwiefern kann der CTM in einer solchen Umgebung eingesetzt werden?
Bei der Konstruktion des CTM wurden sämtliche Hygienegesichtspunkte berücksichtigt. Diese umfassen die Oberflächenrauheit ebenso wie die Wahl der Innen- und Außenradien. Das Gehäuse wurde so ausgeführt, dass sich Verunreinigungen und Reinigungsmittel nicht in Vertiefungen ansammeln können. Auch die verwendeten Werkstoffe entsprechen den Richtlinien für den Einsatz im Lebensmittelkontakt und sind Ecolab-zertifiziert. Der Schalter hält allen gängigen Reinigungs- und Desinfektionsmitteln stand. Durch die als Durchgangsbohrung gestaltete Betätigeröffnung kann diese durchspült und somit optimal gereinigt werden. Die hohe Schutzklasse IP67/IP69K garantiert, dass der Schalter auch der Reinigung mit Hochdruck widersteht. Auf dem Markt gibt es heute keine Zuhaltung, die ähnlich konsequent auf Hygiene und chemische Resistenz ausgelegt wurde.
5. Welche sicherheitstechnischen Kennwerte deckt der Schalter ab?
Der CTM entspricht Kategorie 4 / PLe und ist damit für alle Risiken gewappnet. Er erfüllt mit seiner hohen Codierungsstufe die Anforderungen der EN ISO 14119. Unser Anspruch ist es, möglichst alle Safety-Anforderungen in den verschiedensten Applikationen abzudecken. Es wird den CTM daher mit unterschiedlichen Zuhalteprinzipien geben. Aktuell bieten wir den CTM in der bistabilen Variante an, so ist er für den Personenschutz nutzbar. Das Prinzip: Der Schalter verbleibt bei Stromabschaltung in dem aktuell vorliegenden Zustand. Das heißt: Nicht-zugehaltene Türen bleiben zugänglich, zugehaltene Türen bleiben sicher versperrt.
Für den reinen Prozessschutz wird dagegen häufig gewünscht, dass der Schalter bei Abschaltung der Hauptspannung alle Türen freigibt, er also im Arbeitsstromprinzip arbeitet. Diese Variante wird im Herbst auch als ASi-Variante verfügbar sein. Außerdem wird es eine Variante geben, bei der die Sicherheitsausgänge bereits schalten, sobald die Tür geschlossen ist. Auch diese Prozessschutzausführung wird von einigen Kunden gewünscht.
6. Heute reden alle von Industrie 4.0, Vernetzung ist angesagt. Wie stehen Sie zu diesem Thema?
Das tatsächlich Neue an Industrie 4.0 ist die stark zunehmende Fähigkeit einzelner Anlagenkomponenten zur Kommunikation. Die große Herausforderung ist: Was mache ich daraus? Informationen aus der Sensorik müssen durch geeignete Algorithmen zu Wissen über den Maschinenzustand verarbeitet werden. Aus diesem Wissen lassen sich Maßnahmen ableiten, die wiederum direkt die Aktorik steuern können oder in einer übergeordneten Intelligenz verarbeitet werden.
7. Unterstützt die neue Zuhaltung diesen Trend?
Ja. Dank seiner Kommunikationsfähigkeit ist der CTM in der Lage, Zustandsdaten an das Schaltschrankmodul ESM-CB zu melden. Dieses fungiert als Sicherheitsrelais für das direkte Schalten von Lasten und zusätzlich als IO-Link Device, um die Informationen an den IO-Link Master weiterzugeben. Auch in der Reihenschaltung: Das ESM-CB kennt die Zustände aller Schalter in der Kette und meldet die nicht-sicheren Signale, wie z. B. Informationen zur Stellung von Tür und Zuhaltung, der anliegenden Spannung und Temperatur oder zur Anzahl der Schaltzyklen. Diese Informationen können hilfreich sein, um den nächsten Maschinenstopp zur Instandhaltung zu planen oder rechtzeitig im laufenden Betrieb einzugreifen, um einen ungeplanten Stopp zu verhindern. Unser Schalter bietet daher schon jetzt die Voraussetzung für zukünftige Anforderungen der Konstrukteure.